Bud Spencer im Interview mit Tele 5

Das Publikum entscheidet, ob ich kaputt gehe.
Kino-Legende Bud Spencer im exklusiven Tele 5-Interview.

Olympia-Schwimmer, Pilot, Sänger, Komponist, Erfinder, Unternehmer: Bud Spencer (78) war in fast allen Berufen erfolgreich, Berühmtheit erlangte er aber als schlagkräftiger Kinoheld in Actionkomödien. Tele 5 sprach mit dem Star über Kopfnüsse, wahre Freundschaft und das Geheimnis seines Erfolgs.
In Ihrem neuen Kinofilm ‚Mord ist mein Geschäft, Liebling’ spielen Sie den Auftraggebers eines verliebten Killers. Was hat Sie an der Rolle gereizt?
Ich habe zwar nur eine kleine Rolle in dem Film, aber das Neue im Drehbuch interessierte mich: Es ist das erste Mal, dass hier ein komischer und romantischer Film Noir gedreht wird. Diese Idee fand ich ganz toll.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Film mit Terence Hill, das Epos Hannibal?
Terence und ich hatten keine Szene miteinander, wir haben uns auch erst später kennen gelernt. Wir waren beide noch sehr jung, und ich machte diesen Film nur, um mein Studium zu finanzieren. Ich wollte kein Schauspieler werden, bin es später auch mehr durch Zufall geworden. Ich spiele Rotario, den König der Barbaren. Meine Rolle war sehr unwichtig.
Das klingt sehr bescheiden. Verändert sich die Sicht auf die Dinge, wenn man selbst ein Star ist?
Ich bin mit vier Füßen auf dem Boden geblieben, und nicht nur mit zweien, weil der Erfolg nicht von mir ausgeht. Diesen verdanke ich allein dem Publikum. Im Sport bin ich der Champion, auch wenn das Publikum mich hasst. Aber beim Film ist es anders: Wenn das Publikum morgen will, dass ich kaputt gehe, dann gehe ich auch kaputt.
Was macht den Erfolg Ihrer Filme mit Terence Hill aus?
Als wir beide das erste Mal zusammen vor der Kamera standen, war Terence in Italien und besonders in Deutschland schon sehr bekannt. Er war der schöne Kerl und ich wog damals 115 Kilo. Von der ästhetischen Perspektive passte ich gar nicht zu Terence Hill, ich war ein ganz anderer Charakter. Aber so ging das Konzept auf. Auch der Altersunterschied von zehn Jahren spielte eine wichtige Rolle: Terence war der Jüngere, der Agilere, also musste ich an seiner Seite immer nur reagieren. Ich habe einfach gemacht, was man als Freund eben macht. Ich war der Beschützer.
Welchen Anteil an diesem Erfolg haben die Prügeleien im Film?
Diese weiche, kindliche Gewalt spielte eine wichtige Rolle. Ich habe bei unseren Filmen nie ein Kind aus dem Kino rennen sehen. Die Kinder lachen, weil sie die Gewalt nicht ernst nehmen. Niemand stirbt und es fließt fast kein Blut. Wenn Leute im Film von uns geschlagen wurden, standen sie gleich wieder auf und rannten davon.
Sind die Kampfszenen denn genau choreographiert worden?
Normalerweise waren Terence und ich ganz spontan. Regisseur Enzo Barboni hat uns auch sehr viel Freiraum gelassen. Bei der sehr witzigen Restaurant-Szene in ‚Vier Fäuste für ein Halleluja’ sagte er zum Beispiel: „Geht rein und macht was Ihr wollt!“ Es gab nichts Schriftliches, kein Skript. Wir legten einfach los.
Ihre ersten gemeinsamen Western, bei denen Giuseppe Colizzi Regie führte, waren aber doch recht harte Genre-Vertreter?
Das stimmt. Mit Colizzi haben wir normale Western gedreht, denn die comicartige Gewalt entstand erst in den ‚Trinity’-Filmen von Enzo Barboni. Aber auch wenn diese ersten Western sehr hart waren, konnte das Publikum oft lachen. Diese Filme haben nie Angst gemacht, wie etwa die Filme von Sergio Leone. Das war der große Unterschied. Schade, dass Terence Hill und ich diese Art von Filmen nicht mehr drehen können, weil wir zu alt dafür sind.
Dann denken Sie nicht mehr daran, mit Terence Hill noch einmal zusammen vor die Kamera zu treten?
Oh doch, wir beide planen eine lustige Version von ‚Dr. Jekyll und Mr. Hyde’ zu machen. Die Grundidee ist, dass Terence Hill und ich als Jekyll und Hyde im Gefängnis sitzen. Ein Arzt erfindet eine Pille für das Gute und eine Pille für das Schlechte. Doch dem Arzt kommen die Pillen abhanden, und unsere Charaktere vermischen sich dann.
Bei erfolgreichen Filmduos gibt es immer mal wieder Streit. War das bei Terence Hill und Ihnen nie der Fall?
Wir sind das einzige Schauspielerpaar, das nie gestritten hat. Das war sehr wichtig für den Erfolg.
Haben Sie Ihren Bart eigentlich in jedem Film getragen?
Bei zwei Filmen habe ich mich vorher rasiert und man wollte mir dann einen falschen Bart verpassen. Aber das wollte ich nicht. Also rasierte ich mich nicht mehr. Seitdem trage ich seit vierzig Jahren diesen Bart. Er ist zu meinem Markenzeichen geworden.
… ebenso wie Ihr beachtliches Gewicht und die Kraft?
Das Gewicht zeigt nicht unbedingt, dass man auch kräftig ist. Das ist eher relativ. Denn wenn ich nicht so viele Sport gemacht hätte, wie ich es getan habe, hätte ich diese Filme nicht machen können. Ich habe auch nie einen Stuntman gebraucht.
Stimmt es, dass Sie Bohnen, die Sie in Ihren Filmen gerne essen, privat eher meiden?
Ich liebe Bohnen! Pasta und Bohnen sind fantastisch.
Kochen Sie auch selber?
Nur ein bisschen und das sehr schlecht.
In einem Interview haben Sie erzählt, dass Sie nicht stark genug wären, um als Politiker etwas zu ändern. Trotzdem traten Sie im April 2005 als Kandidat für die Forza Italia bei italienischen Regionalwahlen für ein Regierungsamt an. Warum dieser Sinneswechsel?
Ich interessiere mich zwar für Politik, habe mich beruflich aber nie damit beschäftigt. Der Kontakt zur Forza Italia kam fast durch einen Zufall zustande, weil ich Präsident Silvio Berlusconi als Mensch gut kenne und wir zusammen über zwanzig Filme gemacht haben. Es war also ein Freundschaftsdienst.
Sie wurden nicht gewählt. Für Sie, der alles erreicht hat, muss die politische Niederlage auch eine persönliche Enttäuschung gewesen sein, oder?
Dass ich nicht gewählt wurde, lag daran, dass ich einen Unfall hatte und deshalb auch keine Wahlkampagne machen konnte.
Sie besitzen zwölf Patente, darunter für eine elektrische Spielzeugmaus oder eine Einwegzahnbürste mit integrierter Zahncreme. Gibt es eine Erfindung, auf die Sie besonders stolz sind?
Ich habe viele Ideen gehabt, aber die kommen und gehen. Wichtiger als alle Erfindungen sind deshalb Werte. Lebensphilosophien sind wie Fingerabdrücke: Sie bleiben fürs ganze Leben.
Interview: Steffen Wulf
Mit freundlicher Genehmigung von Tele 5

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