Lanze raus und Burg Lucera besuchen!
Rund um den Globus gibt es so viele Sehenswürdigkeiten, die Du sehen musst, doch warum solltest Du Dich ausgerechnet für die Burg Lucera in der gleichnamigen Kleinstadt Lucera mitten in Italien entscheiden? Die Antwort ist einfacher, als Du denkst, denn in der Burg Lucera wurden Teile von „Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel“ gedreht. Um genau zu sein die Anfangsszene, wo sich die Franzosen mit den Spaniern kloppen. Genau für diese Szene war Burg Lucera, die im italienischen auf La Fortezza svevo Angioina Lucera hört, die Kulisse. Solltest Du also eine Rundreise durch Italien planen, um beispielsweise die vielen Drehorte zu besuchen, schreib auch die Burg Lucera auf Deine Liste. Ganz nebenbei: Sie ist zwar ein Drehort, aber auch wirklich schön anzusehen. Immerhin liegt sie auf einem Höhenzug etwas westlich von Foggia in Apulien.
Erst einmal die Geschichte
Dich interessiert bestimmt nur, dass die Burg Lucera einmal ein Drehort von „Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel“ war, doch wesentlich interessanter ist die Geschichte hinter der Burg. Immerhin wurde diese nicht erst für den Film gebaut, sondern die Burg geht auf Friedrich II. zurück. Die ersten Grundlagen wurde wahrscheinlich auf Resten einer früheren normannischen Anlage gebaut. Heute siehst Du noch die Grundmauern des alten Donjons (Turmkastells). Zu Herrschaft von Karl I. von Anjou wurde der Donjon mit geböschtem Mauerwerk umgeben. Auch heute kannst Du das noch sehen, und zwar im Inneren des Mauerrings, also an der Ostseite der Burg. Zurück zu Friedrich II., denn dieser ließ viele aufständische muslimische Einwohner Siziliens aufgrund einer „ethnischen Säuberung“ auf die Insel und rund um Lucera bringen. Damit jene nicht fliehen und zugleich unter Bewachung gestellt werden, begann dieser mit dem Bau der Burg. Zugleich ließ Friedrich II. aus dem Reihen dieser „Sarazenen“ eine Spezialeinheit zusammenstellen. Sie fielen vor allem durch ihre Bewaffnung mit Speeren, Pfeil und Bogen auf. In vielen Feldzügen des Kaisers kam dieser Söldnertrupp zum Einsatz.
Nachdem die Staufenherrschaft in Süditalien fiel, durch den französischen Söldnerführer Karl I. von Anjou, plante dieser gemeinsam mit seinem Statthalter Pierre d’Angicourt den Bau der angefangenen Burg fertigzustellen. Immerhin wurde bereits zwischen 1269 bis 1283 an der Burg herumgebaut, um die Vorherrschaft über die muslimischen Anwohner sicherzustellen. Karl I. hielt sich dabei an die Pläne von Friedrich II. und begann zunächst die Hügelspitze mit mehreren hundert Meter Mauerringen zu umfassen. Heute kannst Du noch einige Reste der friderizianischen Mauer sehen, darunter die Schildmauer und die beeindruckenden Rundtürme. Um das Jahr 1300 herum kam es zu Aufständen der Muslime, die aber blutig von Anjous Truppen niedergeschlagen wurden. Alle Muslime, die vor Ort lebten, wurden entweder getötet oder vertrieben.
Wie sah die Burg aus?
Obwohl die Burg heute nicht mehr komplett erhalten ist, gilt jene als beeindruckende Sehenswürdigkeit in der Region. Nicht umsonst hat sich das Team rund um Bud Spencer und „Hector, der Ritter ohne Furcht und Tadel“ für diesen Drehort entschieden. Auf der Schmalseite des Hügelvorsprungs siehst Du heute noch etliche Mauerzüge. Außerdem liegt hier der mit Steinen ausgekleidete Halsgraben. An beiden Enden befinden sich die eindrucksvollen Rundtürme, die auf den Namen „Torre della Leonessa“ und „Torre del Leone“ hören. Entlang der Mauer entdeckst Du immer wieder sehr schmale Schießscharten. Sie erinnern stark an die Architektur, die für Friedrichs II. Zeit typisch waren, wie auch schon im Kloster Clairvaux zu sehen. Zwischen den beiden Türmen befindet sich die Schildmauer. Sie ist mit sieben fünfeckigen Türmen ausgestattet. Du bemerkst schnell, dass sich der eigentliche Eingang zur Burg quer zur Mauer befindet. Das hatte strategische Gründe, denn so konnte das Tor nicht frontal angegriffen werden.
Die Schildmauer ist durch eine aufgemauerte Brücke erreichbar, die leicht an die Burg Wildenstein aus dem Schwabenland erinnert. Im Innenhof ist deutlich weniger los. Hier stand der Dojon, der einen Innenhof mit einer Größe von etwa 15 x 15 Metern aufwies. Über eine enge Wendeltreppe konnten damals die oberen Stockwerke erreicht werden. Im dritten Stock waren früher große Trompenbögen zu sehen. Rund 30 Meter hoch war der Donjon. Im Jahr 1790 musste der Donjo hingegen dran glauben. Die entstandenen Baumaterialien wurden dann für die Procuratie Nuove verwendet. Danach kannst Du Dir den Rest der Burg ansehen. Du wirst feststellen, dass der sonstige Mauerzug anders ist. Es liegen andere Steine vor, welche die Mauer eher notdürftig zusammenhalten. Außerdem wurde diese Mauerseite von rechteckigen Türmen verstärkt. Der Grund für den Materialwechsel? Verschiedene Quellen besagen, dass es unter der Herrschaft von Anjou zu finanziellen Engpässen kam, weshalb der König die günstigsten Baumaterialien verwenden musste.
Die wichtigsten Fakten zur Burg
Wir wissen, dass war viel Geschichtsblabla und nicht jeder kann mit den ellenlangen Sätzen rund um muslimische Verfolgungen, Bauvorhaben und Zerstörung etwas anfangen, deshalb haben wir für die Eiligen unter euch die wichtigsten Fakten zur Burg schnell zusammengefasst.
Römerzeit: In der Römerzeit erlebte Lucera, welches damals noch Luceria hieß, seine ersten geschichtlichen Höhepunkt.
7. Jahrhundert: Durch die Byzantiner wurde die Stadt zerstört. Die ehemals stolze Ortschaft wurde zu einem kleinen Dorf. Zu neuen Höhen kam es erst zwischen 1224 und 1246, als Kaiser Friedrich II. dort eine sarazenische Gemeinde ansiedelte. Aus diesem Grund hat die Stadt heute noch den Beinamen Luceria Saracenorum.
1233: Heute ist nicht mehr ganz sicher, wann der Bau am staufischen Palatium begann, doch Historiker gehen vom Jahr 1233 aus. Das Bauwerk war wie ein Turm gestaltet und bot vier Flügel über drei Etagen.
Nach 1266: Friedrich II. wurde abgeschafft und Karl I. von Anjou kam an die Macht. Er baute das Palatium weiter aus. Wahrscheinlich wurde zunächst der geböschte Sockel um Stallungen erweitert. Darüber hinaus wurde das Palatium in die neue Burganlage mit einbezogen. Der Bau der neuen Burg begann, was zur damaligen Zeit wichtig war, um die staufertreuen Sarazenen in Schach zu halten.
16. April 1274: Das Datum ist so genau belegt, da es eine Urkunde gibt. In dieser „expensores operis Lucerie“ sagt Karl I., dass der Bau der Burg nicht fortgesetzt werden darf, bis er vor Ort ist. Historiker gehen davon aus, dass diese Bauphase so heikel war, dass der König selbst anwesend sein wollte.
1300: Es kommt zum blutigen Kampf zwischen den Truppen von König Karl I. sowie den Sarazenen Luceras. Er schlägt den Aufstand nieder, tötet den Großteil der Muslime und vertreibt die anderen aus seinem Land.
1778: Dem französischen Künstler Jean Louis Desprez ist es zu verdanken, dass wir heute wissen, wie die Burg früher aussah. Im Jahr 1778 standen nämlich noch deutlich mehr Mauern und Gebäude, als heute. Er fertigte Skizzen an, die jetzt bei der Rekonstruktion halfen. In späteren Jahren wurden große Teile der Burg weggesprengt, weil diese baufällig waren.
Überzeuge Dich selbst!
Eine Burg zu beschreiben ist nicht gerade einfach, doch noch schwerer ist es sich jene vorzustellen. Natürlich kannst Du Dir entspannt Bilder im Internet anschauen, doch das ist nicht ansatzweise vergleichbar damit, sie vor Ort zu besuchen. Darum unser ultimativer Tipp: Nimm die Beine in die Hand und komm selbst vorbei. Die Burg ist von April bis Oktober geöffnet und eigentlich zu jeder Jahreszeit ein Hingucker. Aber aufgepasst, denn es gibt eine kleine Mittagspause bei den Öffnungszeiten. Insofern kannst Du täglich von 9:00 bis 14:00 Uhr und von 15:00 bis 18:00 Uhr vorbeikommen. Noch eine Kleinigkeit: montags ist die Burg geschlossen. Besuchst Du die Burg hingegen zwischen November und März, ist die Burg zwar auch montags zu, doch dafür die restlichen Tage von 9:00 bis 14:00 Uhr offen. Der Eintritt ist aber kostenlos. Allerdings willst Du nicht nur für eine Burg bis nach Italien reisen, dass musst Du auch nicht. Viele weitere Szenen wurden in Apulien gedreht, weshalb sich eine Rundreise anbietet. Zum Beispiel wurden diverse Strandszenen in Gargano gedreht. Der Kampf bei Minute 13:13 jedoch nicht, denn dieser fand an einem Strand in Tunesien statt. Willst Du es genau wissen, war es ein Strand in der Region Hammamet. Ein Highlight ist aber der Wasserfall Cascate di monte Gelati bei Mazzano Romano. Hier lassen die französischen Soldaten die Fässer samt Hector ins Wasser rollen. Das ist derselbe Ort, wo der müde Joe in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ mit den Siedler-Töchtern schwimmen geht. Schlag also zwei Fliegen mit einer Klappe!
Mehr müssen wir Dir eigentlich nicht sagen. Die Burg Lucera ist ein Hingucker und immer eine Reise wert, selbst für Nicht-Fans. Mit der aufregenden Geschichte kannst Du Deine Familie bestimmt überzeugen, sodass Ihr Euch gemeinsam die alten Burgruinen anseht. Worauf wartest Du noch? Buch Deine Reise direkt nach Lucera und schau Dir dabei entspannt die Umgebung an. Du wirst es nicht bereuen.