Nachruf für Ennio Morricone: Eine Legende ging von uns

Es hat wohl einige Monate der Trauer benötigt, doch nun können wir endlich über den Verlust einer der größten Musikgenies der letzten 100 Jahre sprechen: Ennio Morricone. Am 6. Juli 2020 ging der Maestro von uns und hinterließ ein tiefes Loch. Immerhin war er es, welcher Filmen wie „Django und die Bande der Gehenkten“, „Mein Name ist Nobody“ oder „Lucky Luke“ die richtige Musik verlieh. Als Fan von Bud Spencer und Terence Hill musst Du ebenso ein Fan von Ennio Morricone sein. Also tief einatmen und aufgepasst, denn nun erweisen wir dem Altmeister die letzte Ehre.

Ein Leben als Trompetenspieler?

In einer kleinen Stadt am Tiber kam Ennio Morricone am 10. November 1928 auf die Welt. Schon damals war ihn die Musik in die Wiege gelegt, denn sein Vater war Trompeter. Es war also nicht überraschend, dass der kleine Ennio bereits mit sechs Jahren seine ersten Stücke komponierte. Zum Glück erkannten seine Eltern sein Talent und schickten ihn aufs Konservatorium. Dort lernte er, ganz in Manier der Familie, das Trompetenspiel. Jedoch war es nicht Ennios Idee, denn sein Vater gab ihn den Rat, Trompetenspielen zu lernen, da man damit gut Geld verdient. Das Herz des Jungen schlug aber fürs Komponieren. Also ließ er sich nicht aufhalten und lernte auch das Komponieren. Schon damals zeigte sich das Talent des jungen Mannes, denn das Studium dauerte eigentlich vier Jahre, doch Ennio schloss es in zwei ab.

 

 

Salutieren für Ennio Morricone am 06.07.2020 auf dem Piazza Navona, Rom

 

 

Auch er fing einmal klein an

Nach seiner Ausbildung ging es nicht direkt zum Film, denn erst einmal verdiente er sich Geld als Trompetenspieler in einem Nachtclub. Erst danach konnte er sich über die ersten Aufträge fürs Theater sowie die Plattenbranche freuen. Sein großer Schritt in Richtung Film war aber die Stelle als Musikassistent beim italienischen Fernsehsender REI Televisione. Dort arrangierte er auch einige Songs für Mario Lanza, wohl einer der berühmtesten Opernsänger der Welt. Ennio sagte einmal selbst, dass er nur ins Filmbusiness ging, weil er Geld brauchte. Ob das ganz der Wahrheit entsprach, wirst Du wohl nicht mehr erfahren. Ob nun aus Gründen des Geldes oder wegen dem Spaß, endlich sprach Ennio ein Regisseur an. Im Jahr 1961, im Alter von 31 Jahren, komponierte er erstmals Musik für einen Kinofilm: „Il Federale“. Jedoch sollte der internationale Durchbruch noch ein wenig auf sich warten lassen, doch drei Jahre später war es so weit. Er schrieb die Musik für Sergio Leones Meisterwerk „Für eine Handvoll Dollar“.

Über 500 Filme

Überraschend war es nicht, dass gerade Ennio Morricone die Musik für den Klassiker schreiben sollte. Immerhin drückten Ennio und Sergio gemeinsam die Schulbank, sodass er seinen alten Freund gern die Leitung der Filmmusik übergab. So kam es auch, dass er für „Zwei glorreiche Halunken“ und „Spiel mir das Lied vom Tod“ ebenfalls die Klänge übernahm. Der Western wurde zum Kult, was auch Ennios Verdienst war. Mit Sicherheit klingelt Dir auch noch die Mundharmonika mit Kojotengeheule in den Ohren. So sagte Leone über die Musik: „Ennio gelingt es, mit seiner Musik Dinge auszudrücken, welche ansonsten nur über Bilder dargestellt werden könnten.“ Natürlich ist Ennio Morricone heute vor allem für seine Westernmusik bekannt, immerhin hat er auch etliche Stücke für Bud Spencer und/oder Terence Hill geschrieben, doch er wollte sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. Im Laufe seiner Karriere schrieb er die Musik für über 500 Filme aus den unterschiedlichsten Genres. Nimmst Du Dir aber die Zeit und blätterst einmal durch die Liste der Filme, erkennst Du schnell, dass Morricone ein Spezialist für Western, Actionfilme, Horrorfilme, Liebesfilme sowie Politik-Filme war.

 

Ennio Morricone – Nachricht im Fussballstadion Roma – Quelle: imago images / LaPresse

Der langersehnte Oscar kam

Ehrenoscar für Ennio Morricone
Quelle: imago images / ZUMA Wire

Privat war Ennio Morricone Römer durch und durch. Schon mehrfach versuchte man ihn nach Amerika zu locken, bot ihn sogar eine kostenlose Villa an, doch stets hat er abgelehnt. Das lag wohl auch daran, dass er kein Englisch sprach. In einem Interview mit der Presseagentur dpa gab er mal zu, dass er es immer wieder versuchte Englisch zu lernen, doch es einfach nie klappen sollte. Also gab er es irgendwann einfach auf. Dennoch kam Ennio Morricone für eine ganz besondere Ehrung von Italien nach Amerika, denn es wartete der Oscar auf ihn. Er wurde bereits fünfmal für den Goldjungen nominiert, ging aber immer leer aus. Lediglich 2007 erhielt er den Ehrenoscar für sein Lebenswerk. Jedoch sollte es 2016 soweit sein, dass er endlich den Oscar für die beste Filmmusik gewann, und zwar für das Werk „The Hateful Eight“. Er selbst sagte einmal zu seiner langen Oscar-Pleite: „Ich dachte mir immer, ich habe ihn verdient. Alle anderen wussten, ich habe ihn verdient.“ So sträubte sich Morricone Anfangs auch gegen die Anreise zu den Oscars 2016, doch zum Glück hatte er sich umentschieden. Dass der Oscar nur einer von vielen Preisen war, müssen wir wohl kaum erwähnen. Die Liste zieht sich vom Grammy über die Golden Globes bis hin zum ASCAP Award.

Seine letzten Jahre

Ennio Morricone als Dirigent
Quelle: imago images / ZUMA Wire

Die Jahre vor seinem Tod ging es Ennio Morricone deutlich entspannter an. Er komponierte nicht mehr, stand aber für seine Abschiedstour im Jahr 2019 einige Male als Dirigent am Pult. Dabei präsentierte er nicht nur seine eigenen Werke, sondern auch viele berühmte Kompositionen. Mit diesem kleinen Rückblick wollten wir zeigen, dass Ennio Morricone einer der ganz Großen im Filmbusiness war. Er hat die Filmmusik revolutioniert und immer wieder neue Wege beschritten, die zunächst als „sonderbar“ oder „unpassend“ betitelt wurden. Dennoch ging Ennio seinen Weg weiter, der ihn am Ende zum Erfolg führen sollte. Von daher sagen wir Adieu Ennio Morricone und wir hoffen, dass Du auch im Himmel weiterhin tolle Musik schreibst!

 

 

 

 

Quelle Titelbild: imago images / Pacific Press Agency

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